Schneller, höher, weiter! Unsere Welt verändert und entwickelt sich rasant. Besonders die Arbeitswelt ist von den Trends unserer Zeit getrieben. Es gilt Optimierung und Innovation voranzubringen sowie gleichzeitig den Blick auf Vielfalt und Nachhaltigkeit nicht zu verlieren. Um die Trends unserer Zeit zu reflektieren und deren Implikationen für Führungskräfte zu verstehen, haben unsere Organisationsberater*innen Marla Hinkenhuis und Dirk Draeger ein Webinar angeboten. Hier nun die Inhalte in Kurzform.
Megatrends unserer Zeit und ihre Auswirkungen auf Führung
„Was meinen Sie, welcher Gedanke Ihren Urgroßeltern als erstes in den Sinn kommen würde, wenn sie heute mit dem ÖPNV fahren würden?“ - mit dieser Frage leitete Dirk Draeger den inhaltlichen Teil des Webinars ein. Auf einem digitalen Whiteboard sammelten die Teilnehmenden ihre Antworten. Allen war klar: Für die Urgroßeltern wäre diese Situation höchst wahrscheinlich befremdlich und überfordernd gewesen, denn alles ist schneller, technischer und voller geworden. Dieses Gedankenexperiment verdeutlichte eindrücklich, wie rasant sich unsere Welt wandelt.
Doch was sind denn die Megatrends, die unsere Gesellschaft im Moment verändern? Genau dies reflektierte Marla Hinkenhuis gemeinsam mit den Teilnehmenden. Themen wie Klimawandel, Digitalisierung, Mobilität oder Interkulturalität wurden angesprochen, um nur ein paar Schlagwörter aus der langen Liste zu nennen. Megatrends sind Kennzeichen unserer Zeit – und aktuell jagt einer den nächsten. Dabei den Überblick zu behalten und sich stetig anzupassen, ist für alle von uns eine Herausforderung. Mit dem Begriff VUCA-Welt werden diese Megatrends in ihren Auswirkungen zusammengeführt und auf eine einfache Formel gebracht: Die moderne Welt ist volatil (volatile), unsicher (uncertain), komplex (complex) und mehrdeutig (ambiguous) geworden. Hier die Dimensionen im Überblick:
- Volatilität (Volatility): Die globale Verkettung von Menschen und Produktionsprozessen sowie die rasante Innovationsgeschwindigkeit sorgen dafür, dass die Welt unbeständiger geworden ist. Beispiele dafür sind heftige Nachfrageschwankungen, Turbulenzen und kurze Marktzeiten. Aber auch die COVID-19 Pandemie und die abrupte Umstellung von Arbeitsprozessen und Geschäftsmodellen fallen unter diese Dimension. Je volatiler die Welt ist, desto mehr und schneller ändern sich die Dinge.
- Unsicherheit (Uncertainty): Hand in Hand mit der zunehmenden Unbeständigkeit der Welt erfahren wir eine zunehmende Unsicherheit. Sie bezieht sich auf das Ausmaß, in dem wir die Zukunft mit Sicherheit vorhersagen können. Wer hätte Anfang 2020 erahnen können, dass die Welt kurz vor einer Pandemie steht? Was werden die Schlüsseltechnologien des 21. Jh. sein? Je unsicherer die Welt wird, desto schwieriger ist es auch, ihre Themen und Ereignisse vorherzusagen; Neues entsteht aus dem Nichts und kausale Zusammenhänge werden unklarer.
- Komplexität (Complexity): Komplexität bezieht sich auf die Anzahl von Faktoren und ihren Verknüpfungen untereinander, die wir in Entscheidungssituationen berücksichtigen müssen. Es gilt: Je komplexer die Welt, desto schwieriger ist es sie vollständig zu analysieren und rationale Schlussfolgerungen zu ziehen. Handlungen werden dann zu einem vorsichtigen Vortasten, weshalb Organisationsmodelle, die auf Flexibilität bzw. auch Agilität setzen, an Attraktivität gewinnen.
- Mehrdeutigkeit (Ambiguity): Mehrdeutigkeit bezieht sich auf einen Mangel an Klarheit darüber, wie etwas zu interpretieren ist. Eine Situation ist zum Beispiel mehrdeutig, wenn Informationen unvollständig, widersprüchlich oder zu ungenau sind, um klare Schlüsse zu ziehen. Je mehrdeutiger die Welt, desto schwieriger ist es, sie zu interpretieren.
Die VUCA-Bedingungen beeinflussen Alltag und Zusammenarbeit in der modernen Arbeitswelt – und sind mit Herausforderungen für Organisationen und Führungskräfte verbunden. In einer kurzen Umfrage holte die Moderatorin Marla Hinkenhuis ein Stimmungsbild dazu ein, welche VUCA-Dimension sich im Führungsalltag der Teilnehmenden am stärksten auswirkt. Es zeigte sich eine klare Tendenz: Komplexität hatte die größte Bedeutung. Die Frage danach, wo die Teilnehmenden ihre Organisation am besten aufgestellt sehen, zeigte ein gemischteres Stimmungsbild. Hier lag die Volatilität vorne. Wer einen guten Umgang mit Volatilität im Spezifischen sowie den VUCA-Bedingungen im Allgemeinen finden möchte, kann dies sowohl auf organisationaler Ebene als auch auf der Ebene des Individuums tun. Das Moderationsduo führte fort, dass insbesondere Führungskräfte das eigene Handeln an die VUCA-Welt anpassen können. Dazu stellten sie zum Abschluss des Webinars sechs konkrete Tipps für die Reflexion des Führungshandelns vor:
- Management ist nicht Führung! Führung setzt eine Vision und gestaltet die Arbeit an der Verwirklichung. Gutes Management hingegen will Menschen unterstützen, in dem was sie tun.
- Versuch nicht Roboter zu entwickeln, steuere das WAS nicht das wie! Gute Teams bestehen nicht aus Robotern. Sie bestehen aus Menschen, die unabhängig ihre Ziele erreichen. Am Ende des Tages zählt nur eine Sache: Haben wir unser Ziel erreicht?
- Gute Führungskräfte erzeugen keinen „zweiten Patienten“! Regel Nummer 1 bei einem Verkehrsunfall: Bevor Sie anderen helfen, sichern Sie die Unfallsstelle. Sie können niemandem mehr helfen, wenn Sie selbst verletzt werden. Als Führungskraft ist es unmöglich, für Ihre Mitarbeitenden da zu sein, wenn Sie selbst erschöpft oder ausgebrannt sind.
- Widmen Sie Ihren Leistungsträger*innen mehr Zeit! Es ist leicht zu denken, dass diese Mitarbeitenden so leistungsstark sind, dass sie schon alleine klar kommen. Stellen Sie sich lieber die Fragen: Was passiert mit der Teamleistung, wenn die Leistungsträger*innen ausfallen? Oder auch: Was könnte Gutes geschehen, wenn Leistungsträger*innen ihren nächsten Schritt meistern?"
- Bennen Sie Erwartungen und seien Sie sich bewusst, dass Sie nicht alles erklären müssen! Natürlich ist es die Aufgabe der Führungskraft, dass die Mitarbeitenden wissen, was ihre Aufgaben sind und wie sie sie erfüllen können. Aber auf einige Fragen müssen Mitarbeitende ihre Antwort selbst finden: Warum stehe ich morgens auf und fange an zu arbeiten? Was erwarte ich von mir–heute, morgen, übermorgen?
- Führen Sie früh klare Gespräche und treffen Sie klare Entscheidungen! Sie merken: Etwas läuft nicht. Es ist Ihr Job das zu ändern. Sprechen Sie es sofort an, denn es gibt keinen besseren Zeitpunkt.
Die Kombination aus komprimiertem Input, verbunden mit interaktiver Beteiligung der Teilnehmenden, führte zu einem kurzweiligen und spannenden Webinar. So fasste eine Teilnehmerin die Online-Veranstaltung wie folgt zusammen: „Die Erklärung von VUCA war sehr hilfreich und die 6 Tipps praxisnah, gut greifbar. Lieben Dank und bis zum nächsten Mal.“.
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Unser Webinar “Welt im Wandel” ist ein Teil unserer Webinar-Reihe, die wir monatlich anbieten. Dort versorgen wir Sie mit Inhalten, die einen hohen Praxisbezug haben und sich an aktuellen Themen orientieren.
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