In der Vergangenheit studierte Lavinia Psychologie mit dem Schwerpunk Sozial-, Arbeits- und Organisationspsychologie. Lavinia sammelte bereits mehrjährige Erfahrungen im Bereich Beratung, Training und Change-Management, sowohl in internationalen NGOs als auch in Projekten des BMBF (Bundesministerium für Bildung und Forschung). Im Interview spricht sie mit uns u.a. über das Ankommen bei IMAP, Herausforderungen und Chancen von Diversität im Arbeitsalltag und worauf es bei nachhaltigen Veränderungsprozessen ankommt.
Lavinia, du hast bisher viel im NGO-Bereich gearbeitet. Zuletzt warst du Koordinatorin für eine Organisation in einem der größten EU-Flüchtlingscamps auf der griechischen Insel Samos. Wie war es für dich nun bei IMAP einzutauchen?
Erst einmal war ich positiv überrascht davon, wie strukturiert und durchdacht die Prozesse bei IMAP laufen – von der fachlichen Einarbeitung bis hin zur sozialen Integration und dem Heranführen an die Werte des Unternehmens. Hier spiegelt sich die holistische und auf den Menschen fokussierte Herangehensweise des systemischen Beratungsansatzes auch im Arbeitsalltag. Das kannte ich in diesem Maße vorher noch nicht. Dafür erkenne ich aber den Idealismus und den Willen zur gesellschaftlichen Veränderung, den ich aus dem NGO-Kontext kenne, auch bei meinen neuen Kolleg*innen deutlich wieder. Ich finde, dass IMAP sich durch ein ganz besonderes Organisationsverständnis und eine Unternehmenskultur auszeichnet, in der Höchstleistungen durch einen klaren Purpose, gegenseitiges Vertrauen, Wertschätzung und Teamzusammenhalt erreicht werden.
In deinem vorherigen Arbeitsumfeld hast du mit Kolleg*innen und Klient*innen mit vielfältigen kulturellen Prägungen gearbeitet. Welche Perspektiven und Learnings bringst du daraus für die Arbeit bei IMAP mit?
Ganz praktisch habe ich im Umgang mit Klient*innen erst einmal gelernt, wie schnell aufgrund von Herkunft und vor allem Sprache und Vorwissen “unsichtbare” Hürden und Barrieren entstehen und wie wichtig es ist, diese mitzudenken und – wo immer möglich – abzubauen. Sei es indem man Angebote und Nachrichten nicht nur über die klassischen Kanäle verbreitet, sondern erst genau hinschaut, wie die Zielgruppe normalerweise an ihre Infos gelangt und eben diese Kanäle nutzt; oder indem man mithilfe von neuen Beteiligungsformen sicherstellt, dass wirklich alle Teilnehmenden in Meetings eine Stimme haben.
In der Arbeit mit Kolleg*innen habe ich außerdem gelernt, dass die kulturelle Prägung doch vieles im Alltag bestimmt, was uns vorher nicht bewusst ist – von der Kommunikation über Arbeitsweisen, bis hin zu Werten und Wahrnehmung. Manchmal wurde diese Prägung ganz schnell offensichtlich, manchmal dauerte es Wochen und Monate bis plötzlich Missverständnisse und Konflikte auftauchten, die erst einmal schwierig zu durchschauen waren, aber letztlich auf verschiedene Erwartungen und kulturell geprägte Ansichten zurückzuführen waren. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man hier vor allem mit einer stetigen und kritischen Selbstreflexion sowie offener Kommunikation gegenseitiges Verständnis aufbauen kann. Letztlich konnten wir so von den vielen positiven Wirkungen eines diversen Teams profitieren, voneinander lernen und miteinander wachsen.
Dieses Bewusstsein möchte ich mir in meiner neuen Rolle als Beraterin bei IMAP bewahren, um auch die Ausgangssituationen und Alltagsherausforderungen unserer Kund*innen besser nachvollziehen zu können.
Du hast dich als Psychologin und vor allem im Bereich Nachhaltigkeit viel mit Faktoren beschäftigt, die menschliches Verhalten bestimmen und Verhaltensänderung entweder verhindern oder fördern. Was konntest du dabei in Bezug auf Veränderungsprozesse lernen?
Wir Menschen sind ziemlich komplexe Systeme. Wenn wir uns in Teams oder Organisationen bewegen, kommen noch zusätzliche Dynamiken und Gruppenprozesse hinzu. Es gibt also (leider) nicht den einen Schalter, der umgelegt werden muss, damit wir unser Verhalten verändern oder sich neue Prozesse etablieren. Deshalb ist eine ganzheitliche und gründliche Untersuchung und Diagnosephase so wichtig, um alle relevanten Faktoren identifizieren zu können und dann die Bereiche zu fokussieren, die das größte Veränderungspotential haben. Dabei sind es empirisch oft gar nicht die Dinge, von denen wir vermuten, dass sie einen großen Unterschied machen, die letztlich das menschliche Verhalten am meisten prägen – sondern häufig die unbewussten Prozesse. So denken zum Beispiel viele im Bereich Nachhaltigkeit nach wie vor, dass es ausreicht, wenn man Menschen nur Wissen über das Problem, also zum Beispiel die Umweltschädlichkeit vom Fliegen, vermittelt. Das reine Wissen über das Problem und die SOLL-Norm (“ich sollte nicht so viel fliegen”) bringen jedoch selten jemanden dazu, sein*ihr Alltagsverhalten zu ändern. Da spielen andere Faktoren, wie zum Beispiel die soziale Norm, die IST-Norm – also wie sich die Menschen in unserem Umfeld tatsächlich verhalten – eine viel größere Rolle. Menschliches Verhalten zu ändern verlangt prinzipiell eine gute Ausdauer und kontinuierliche Motivation, weil es immer schwierig ist und Kraft braucht, unsere Routinen und gut ausgebauten Pfade zu verlassen.
Bei dir standen ja nun auch einige Veränderungen an – neben dem Jobneustart unter anderem auch ein Wohnortwechsel mit allen dazugehörigen Neuerungen. Was hilft dir persönlich mit Veränderungen umzugehen?
Ich denke, mir hilft, dass ich grundsätzlich eine positive Grundhaltung gegenüber Veränderungen habe. Ich mag neue Herausforderungen, liebe es neue Menschen kennenzulernen und ein unbekanntes Umfeld zu erkunden. Damit gehe ich positiv in neue Situationen und begreife die aktuellen Neuerungen nicht als lästiges Übel, sondern eher als Wachstumschance. Ich plane dann ganz gerne im Vorfeld was ich brauche, um gut im neuen Umfeld anzukommen. Unter anderem, wie ich meine Ressourcen- und “Kraftquellen” auch in der neuen Lebenssituation gut und schnell nutzen kann. Das ist bei mir zum Beispiel das Schwimmen oder die politische Arbeit – sobald ich in einer neuen Stadt einen Schwimmverein gefunden habe, fühle ich mich gleich viel eher Zuhause und kann meine Energiereserven nach der Arbeit wieder auffüllen. Ich bin aber auch ein Mensch, der am liebsten möchte, dass immer alles schnell funktioniert und eingespielt ist. Deshalb muss ich auch noch lernen, Geduld mit mir selbst zu haben und zu akzeptieren, dass Veränderungsprozesse immer seine Zeit brauchen.
Wo möchtest du denn in den nächsten Wochen deine Schwerpunkte bei IMAP legen?
Ich freue mich darauf, vielfältige Projekte anzugehen und tiefer in unsere Arbeitsschwerpunkte einzusteigen – von kommunalen Integrationskonzepten über die Arbeit mit Ausländerbehörden bis hin zu Prozessbegleitungen im Bildungsbereich. Ich möchte zu Beginn so viel wie möglich von und mit meinen neuen Kolleg*innen lernen und unsere Zielgruppen und ihre Wünsche und Bedürfnisse besser verstehen. So möchte ich meine individuelle Rolle bei IMAP und in meinem Team finden und meine Arbeitsschwerpunkte vertiefen. Persönlich freue ich mich außerdem darauf die vielen spannenden Persönlichkeiten bei IMAP besser kennenzulernen und noch tiefer in die bunte IMAP-Welt einzutauchen.