Seit Anfang des Jahres wird IMAP und insbesondere unser Team International Cooperation von Simon Freund verstärkt. Er bringt viele Jahre Erfahrung aus der Entwicklungszusammenarbeit im In- und Ausland sowie aus der Evaluation mit. Nach den ersten turbulenten Wochen durch Umzug, Einstieg und Corona wollen wir Simon an dieser Stelle noch einmal herzlich begrüßen und vorstellen.
Simon, Du bringst viel Erfahrung aus unterschiedlichen Organisationen mit. So einen Einstieg wie bei uns hast Du aber vermutlich noch nicht erlebt…
Ich habe schon in mehreren Ländern und Organisationen gearbeitet, als Berater, Team- und Büroleiter sowie Evaluator und in der Tat war es selten so interessant wie hier: der herzliche Empfang nicht nur als neue Fachkraft sondern auch als Mensch, die Mitarbeit an unterschiedlichsten Projekten, der Wechsel zwischen Großraumbüro und Homeoffice, die coronabedingt im Eiltempo umgesetzte Digitalisierung, viele neue Themen und Menschen. Ich brauche Abwechslung und neue Herausforderungen und ich hatte von Anfang an das Gefühl, IMAP hätte diesbezüglich viel für mich zu bieten – und da hatte ich wohl recht...
Ich habe vorher auch noch nie in einem Unternehmen gearbeitet, in dem Selbstorganisation und Lernorientierung aber auch Vertrauen und Gemeinsinn eine solche Rolle gespielt haben.
Bei IMAP spielt Kultur eine große Rolle. Deine Vita ist vor allem durch Asien geprägt. Was fasziniert Dich daran?
Martin Buber hat einmal gesagt: „Alles wirkliche Leben ist Begegnung.“ Ich habe mich in meiner Jugend ehrenamtlich für Flüchtlinge engagiert, das waren so meine ersten Begegnungen mit „dem Anderen“. Außerdem habe ich mich für den Buddhismus und Asien interessiert. Als ich die Gelegenheit hatte, meinen Zivildienst in einem thailändischen Flüchtlingslager für Burmesen und einem kambodschanischen Krankenhaus zu leisten, musste ich nicht lange nachdenken. Danach habe ich Soziologie, Ethnologie und vergleichende Religionswissenschaft studiert, weil mich die Vielfalt von Kultur und deren Bedeutung für die Lebensgestaltung von Menschen fasziniert haben. Wie zum Beispiel die Geisterhäuschen vor verglasten Bankhochhäusern in Bangkok, oder der Glaube an Geister, der dem evidenzbasierten und aberglaubenfeindlichen Theravada-Buddhismus eigentlich widerspricht, deren Existenz ich irgendwann jedoch nicht mehr in Frage stellte, weil sie für meine Mitmenschen real waren und daher reale Auswirkungen auf unser Leben hatten. Mich fasziniert das Neue, das entsteht, wenn Moderne und Tradition sich verbinden oder Kulturen sich vermischen und der Mensch, der man ist, wenn man in anderen Kulturen lebt.
Nach einem Postgraduiertenstudium in Projektmanagement in der InternationalenZusammenarbeit bin ich dann wieder für fast sieben Jahre nach Asien gegangen, diesmal als Berater für Organisationsentwicklung, Förderung der Zivilgesellschaft und Microfinance in Laos und als Teamleiter eines kleinen Programmes zur Förderung der Zivilgesellschaft in Vietnam. Der Hauptmehrwert, eines ausländischen Beraters ist meines Erachtens neben Fachwissen die unterschiedliche Perspektive, die man mitbringt und das Neue, das im Austausch gänzlich unterschiedlicher Menschen entsteht.
Als ich auf IMAP stieß und mir Bülent (Geschäftsführer der IMAP GmbH) am Telefon erzählte, dass das Unternehmen quasi die gleiche Entwicklung hinter sich hat wie ich – von der Arbeit mit Geflüchteten und Migranten über Organisationsentwicklung zu Evaluation – und hier die Werte gelebt werden, die ich über die Jahre als wichtig erkannt habe, hatte ich das Gefühl, dass sich ein Kreis schließt.
Bei IMAP bist Du insbesondere als Spezialist für Evaluationen tätig. Welche Erfahrungen bringst Du mit?
Im Postgraduiertenstudium am SLE wurden wir in „Aktions- und Entscheidungsorientierten Untersuchungen“ geschult, als Vorbereitung auf eine dreimonatige Studie im Ausland – in meinem Fall in Peru. Als Berater im Ausland habe ich erstmals Monitoringsysteme entwickelt und Evaluationen gesteuert. Ich habe aber auch einiges gesehen, was so nicht hätte sein dürfen, was sich aber irgendwie trotzdem hartnäckig hielt. Ich glaube, dass Evaluation ein wichtiges Instrument für Lernen und Veränderung sein kann, wenn sie nicht nur methodisch sauber, sondern auch partizipativ und nutzenorientiert durchgeführt wird. Nach meiner Rückkehr nach Deutschland habe ich daher das „Fortbildungsprogramm Evaluation in der Entwicklungszusammenarbeit“ sowie eine Ausbildung in Qualitätsmanagement absolviert. Danach habe ich als Evaluator am Deutschen Evaluierungsinstitut der Entwicklungszusammenarbeit (DEval) und als Evaluierungsmanager in der Stabsstelle Evaluierung der GIZ sowie als Leiter der GOPA Einheit „Monitoring & Evaluation“ gearbeitet. Jetzt mal abgesehen davon, dass mir Evaluation schlicht Spaß macht, finde ich es unheimlich wertvoll, Prozesse zu moderieren, in denen sich unterschiedliche Perspektiven und auch Kulturen (etwa die Außenstruktur und die Zentrale von Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit) auf der Grundlage von Fakten austauschen, gemeinsam lernen und sich weiterentwickeln. In meiner Erfahrung entfalten Evaluationen einen Großteil ihrer Wirkungen in diesem Prozess – bevor der Bericht geschrieben wird.
An welchen Projekten wirst Du bei IMAP in den nächsten Monaten arbeiten?
Ich freue mich darauf, mich bei IMAP, neben meinen „klassischen Tätigkeiten“ wie Evaluationen in der Entwicklungszusammenarbeit, auch in neue Themen einzuarbeiten. Zum Beispiel auch außerhalb der Entwicklungszusammenarbeit Evaluationen und Trainings durchzuführen und andere Dinge zu tun, die mich immer gereizt haben, die aber vorher „nicht mein Job“ waren. Insbesondere freue ich mich auf die systemische Ausbildung, die meine Arbeit bestimmt bereichern wird.